Man wird die gesamte Schulzeit, und leider nun im Studium auch noch weitgehend, darauf getrimmt Dinge einfach zu Wissen. Großteils geschieht dieser Vorgang durch stupides Auswendiglernen relevanter Teilbereiche. Selbst bei Mathematik oder Physik, die beide sehr viel mit Verstehen zu tun haben, muss man manchmal einfach Definitionen oder Rechenvorschriften auswendig lernen. Und sogar Deutsch bleibt nicht verschont. (Ich erinnere mich noch mit Grauen daran, als ich die Gliederungssymbolreihenfolge im Inhaltsverzeichnis von Textanalysen auswendig lernen musste). Und am Ende hat kann man zwar Teile auswendig, aber wirklich viel mehr weiß man dadurch nicht. Das Beigebrachte beschränkt sich meist nur auf einige kleine Teilaspekte, die bis ins letzte Eck beleuchtet werden, und doch werden andere zum Teil grundlegende Themengebiete weg gelassen. Und spätestens nach der Prüfung ist sowieso alles vergessen.
Man sieht oft nicht den Sinn hinter dem Ganzen. Das gesamte Lernen erscheint einem als unnötige Zeitverschwendung. Der beste Weg ist diese Methodik sicher nicht, allerdings darf man nicht in die Einstellung verfallen, man müsste nur lernen was man später auch einmal braucht. Vieles von dem was man lernt sollte als Allgemeinbildung angesehen werden. Außerdem denke ich, eine Schulnote im Zeugnis repräsentiert nicht zwingend den Wissenstand sondern viel mehr die Motivation etwas zu lernen (auch wenn es einem zeitweise als unwichtig erscheint).
Nun ist es aber so dass sich das gesamte Wissen unserer Gesellschaft ca. alle 5 Jahre verdoppelt!! (Leider habe ich für die Behauptung keine gute Quelle. Allerdings habe ich mehrere Angaben zwischen 2 und 7 Jahre gefunden). Dieser unglaubliche Wissenswachstum lässt jegliches Auswendiglernen gradezu lächerlich erscheinen. Früher gab es immer das Zitat "Wissen ist Macht" ich denke aber, im Kontrast zu der momentanen, rasanten Forschung sollte man dieses Zitat, nach fast 400 Jahren, doch noch einmal überdenken. Es ist heute schon unmöglich auch nur in einem Teilbereich alles zu wissen. Und so gewinnt die oben genannte Schul- oder vielmehr Lehrkritik wieder an Bedeutung.
Ich denke eine gewisse Allgemeinbildung muss vorhanden sein, allerdings sollte im allgemeinen (und nicht nur auf die Schulen bezogen) Detailwissen viel weniger von Bedeutung sein. Es sollte mehr auf Strukturierte Informationsaufbereitung und -verarbeitung Wert gelegt werden, als auf die Informationen selbst. Wie man so schön sagt: "... man muss nur wissen wo es steht". Zudem gewinnt Erfahrung und breitgefächertes Kenntnis immer mehr an Bedeutung.
Gerade für uns Informatiker stellt sich immer wieder das Problem der richtigen Informationsverwaltung. Ich habe zum Beispiel im Moment 174 Rss-Feeds abonniert, von denen ich pro Tag mehrere Hundert neue Beiträge bekomme. Davon schau ich mir ca. 60 an und lese vielleicht gerade einmal 10. Hinzu kommt noch IM und EMail. Um keine Informationen zu vergessen sammle ich seit langem Links bei Del.icio.us und habe mir ein privates Wiki aufgesetzt um Wichtiges länger zu speichern. Doch das wichtigste Mittel um den Informationen Herr zu werden ist und bleibt die Volltextsuche. Semantische Auszeichnung und automatisierte Verarbeitung durch KI ist noch ein ferner Traum obwohl die Grundsteine gelegt sind. Bleibt abzuwarten was sich auf diesem Feld tut. Ich persönlich denke diese maschinelle Verarbeitung wird über kurz oder lange ein wichtiger Hauptbestandteil unserer Informatik.
Wahrscheinlich lernt man irgendwann in der Schule keine Jahreszahlen mehr sondern nur noch Suchbegriffsyntax, reguläre Ausdrücke und ganz wichtig die Bewertung von gefundenen Informationen... Ist dann Wissen überflüssig? Ob diese Vorstellung so viel besser ist?